Krawattenstreifen: Europa und USA

Das Mysterium der gestreiften Krawatten

Warum verlaufen die Streifen einer Krawatte diagonal und nicht horizontal oder vertikal? Und warum haben die Streifen in den USA eine andere Richtung als in Europa bzw. Deutschland?

Der Grund warum die Streifen diagonal verlaufen ist technischer Natur: Krawattenstoff, Einlage und Füllung werden im Winkel von 45 Grad zugeschnitten, weil die Krawatte so die nötige Elastizität und den glatten Fall bekommt. In der Herstellung wird dies einfach durch diagonal auf den senkrecht gestreiften Stoff gelegte Schnittschablonen realisiert. Ansonsten würden Krawatten schnell verdrehen. Das Verfahren stammt von dem New Yorker Schneider Jesse Langsdorf, der es in den 1920er Jahren entwickelte.

Der Grund warum die Streifen in der Regel in Richtung von unten links nach oben rechts verlaufen, hat mit der vorherrschenden Leserichtung/Sehrichtung von links nach rechts zu tun. Die Streifen sehen so dynamischer und aufstrebender aus, sie wirken optimistischer. Absteigende Streifen werden wiederum als ruhiger und weniger spannungsvoll wahrgenommen. Aus dem gleichen Grund sind auch viele Logos entsprechend aufgebaut. Es gibt allerdings auch eine andere, banalere Erklärung: Dreht man eine gestreifte Stoffbahn, wie sie aus dem Webstuhl kommt, als Rechtshänder um 45 Grad, so ergibt sich das Muster von unten links nach oben rechts.

Der Grund warum die Streifen in den USA oftmals anders herum – in Richtung von oben links nach unten rechts – verlaufen, ist nicht mit Sicherheit zu klären. Die gängigste Erklärung ist, dass man sich in den USA von Europa bzw. den Engländern modisch abgrenzen wollte. Auch Patentstreitigkeiten zwischen englischen und amerikanischen Krawattenherstellern werden als Grund genannt. Eine andere Erklärung liegt in der Produktion: In Amerika wurden viele Puertoricaner beschäftigt. Diese waren es gewohnt am Arbeitsplatz zu essen. Um die Oberfläche der Stoffe vor Verschmutzung zu schonen, wurden diese von links zugeschnitten.