Country Style

Robustes für die kalten Tage

Als tropisches Paradies würde man die Britischen Inseln eher nicht bezeichnen. Über den endlosen grünen Wiesen liegt Nebel, und es regnet noch mehr als hierzulande. Der Wind ist stark, das Klima rau. Wer an die Britischen Inseln denkt, denkt an frisch gezapftes Stout, an guten Whiskey, Schafe, und kultivierte Landadelige im Tweedsakko, die mit der Pfeife im Mund den Blick über ihre Ländereien schweifen lassen. Romane wie die von Rosamunde Pilcher mit ihren großartigen Landschaftsschilderungen haben unser Bild von der Insel geprägt.

Die englische Tradition war jahrhundertelang der große Leuchtturm der Herrenmode. Das klassische Understatement prägte seit den Tagen Beau Brummels unseren Begriff von gentleman-würdiger Eleganz. Nicht zufällig ist es die Savile Row im Londoner Bezirk Westminster, die immer noch als das Zentrum der weltbesten Maßschneider gilt. Doch dieser Gentlemanlook ist ein Stadtlook. Für das raue britische Klima eignet er sich nur bedingt.

Da überrascht es wenig, dass die stilbewussten Briten auch hier einen Kompromiss zwischen Eleganz und Praxis fanden, der nicht nur modeprägend wirkte, sondern obendrein gerade wieder diesen Herbst und Winter schwer angesagt ist. Für den Gentleman von Welt muss es natürlich ein Sakko sein. Aber dieses kann durchaus auch aus Tweed sein. Echter britischer Tweed ist rau, wollig, schwer und warm. Manche Kritiker meinen gar, der klassische Tweed fühle sich an wie eine Teppichfliese. Dennoch hat ein Jackett daraus eine gewisse Eleganz. Man kann damit bei schlechtem Wetter durch Wald und Felder streifen und strahlt dennoch stets eine aristokratische Lebensart aus. Bei der Jagd oder einem Reitausflug ist eine Gesellschaft ohne Tweedanzug kaum vorstellbar. Der Schnitt eines klassischen Tweedsakkos ist praktisch, die Taschen angeschrägt wie bei einer Reitjacke.

Auch hierzulande findet das grobe Wollsakko, das gerne auch kariert oder gestreift sein darf, immer mehr Anhänger. Die Stoffe sind hier zumeist dünner als beim englischen Original, so dass hier nicht der Schutz vor Wind und Wetter, sondern die klassische Optik im Vordergrund steht. Einen solchen Anzug können Sie getrost auch in geschlossenen Räumen tragen. Klassisch kombiniert wird er mit einem karierten oder einfarbigen Hemd und einer Streifenkrawatte (natürlich britische breite Streifen). Diese sollte eigentlich ruhig aus matten Materialien wie Irish Polein, Mogadorseide oder Merinowolle bestehen, aber auch der Glanz einer Seidenkrawatte kann hervorragend passen, denn sie lässt das Sakko noch plastischer wirken.

Das Tweedsakko ist aus der gehobenen Freizeitmode kaum noch wegzudenken. Formeller als eine Sportjacke, aber lässiger als ein Jackett, ist es perfekt für jene, die auch in ihrer Freizeit ein wenig Form wahren wollen. Perfekt passt es auch zum Beispiel in Verbindung mit einem Krawattenschal. Auch in Verbindung mit einem leichten Rollkragenpullover verliert es nicht seine Eleganz. Noch distinguierter wirkt es, wenn Sie es mit einem Einstecktuch kombinieren.

Denkt man bei derartigen Kleidungsstilen zunächst eher an ältere Träger, so wird man vom Blick auf die Straße überrascht sein. Der derzeit moderne Crossover-Stil der New Classic mit seinen ungewöhnlichen Kombinationen war für die britische Landhausmode geradezu ein Glücksfall. Das Tweedsakko wird zum kaum noch entbehrlichen Accessoire, auch wenn man es gerne über einen Pullover oder Cardigan ziehen kann. Die Kombination aus Harris-Tweed und Jeans, in früheren Zeiten ein Unding, verstärkt den Freizeitcharakter dieses Outfits. Oft wird der rustikale Look durch aufgesetzte Lederflicken an den Ellbogen verstärkt. Pepitamuster und kleine Karos liegen voll im Trend. Diese moderne Form des Country Style wird perfekt abgerundet durch einen lässig um den Hals geschlungenen Schal.