Maritime Kleidung

Mode nicht nur für Seebären

Gerade nun, wo das Wetter stürmischer wird, die Luft kälter, der Himmel grauer, plant der eine oder andere sicherlich schon die nächste Urlaubstour für wärmere Zeiten. Der eine findet sein Glück beim einsamen Bergsteigen im Himalaya, der andere beim Wandern im Bayrischen Wald. Wieder andere laufen, frei nach Schillers Demetrius, mit vollen Segeln in das Meer des Lebens ein.

Einst harte Arbeit, wurde der geruhsame Wassersport zunächst zum Privileg derer, die es sich leisten konnten. Mit dem Aufkommen von organisierten Segeltrips und Charterbooten nahm die Beliebtheit des Segelsports weiter zu und erfasste auch weniger privilegierte Teile der Bevölkerung. Die Ruhe einer Fahrt ganz ohne Motor und hörbaren Antrieb kann eine wunderbar entspannende Erfahrung sein aber sie stellt auch ihre Anforderungen. Nicht nur an den einzelnen Wassersportler, sondern auch an seine Kleidung. Und gerade hier bietet sich dem Ungeübten ein Dilemma, das auf den ersten Blick schwer lösbar erscheint. Kein Umfeld für Anzug und Krawatte. Doch was sich einst Matrosen einfallen ließen, um sich vor Kälte und Wasser zu schützen, hat oft längst den Ruf eines kultigen Modeaccessoires.

Der Klassiker für kalten Wind ist der Troyer. Dieser zuerst in Marinekreisen aufgekommene Pullover hat eine Art Rollkragen, der mit Reißverschluss oder Knopfleiste geschlossen oder umgeschlagen wird. Klassischerweise ist er marineblau und besteht aus Wolle. Da diese Funktionsbekleidung aber inzwischen auch außerhalb der Seefahrt sehr beliebt ist, hat der Herrenausstatter ihres Vertrauens bestimmt auch ein Modell in Mohair oder Kaschmir in mehreren Farben im Sortiment.

Nicht ganz so einfach ist die Frage der Schuhe zu beantworten. Der klassische Bootsschuh ist nach wie vor perfekt an Bord und gibt auch beim Weg in den Hafen nicht auf. Er ist ähnlich wie ein Mokassin geschnitten und wird mit einem Lederband geschnürt. Man trägt ihn ohne Socken.

Beliebter gerade bei jüngeren Seglern werden allerdings auch die leichten Segeltuchschuhe, die sich auch unter Jugendlichen immer noch wachsender Beliebtheit erfreuen. Für Arbeiten auf Deck bei schwerer See sind sie jedoch eher nicht geeignet, ihre profillose Sohle rutscht zu schnell ab.

Vorsicht bei farbigen Baumwollhosen! Zwar sind sie an Bord perfekt und optimal zum Segeln geeignet, wählen Sie sie allerdings in der Farbe rot, outen sie sich damit als jemand, der bereits segelnd den Atlantik überquert hat. Da Ihnen diesen Bluff vermutlich niemand abnehmen wird, lassen Sie es lieber.

Bei der Wahl der passenden Jacke sind sie inzwischen zum Glück erheblich freier als unsere seefahrenden Vorfahren. Zahlreiche Anbieter von Funktionsbekleidung haben den Markt der maritimen Bekleidung entdeckt. Mit einer Wachsjacke a la Barbour können Sie nicht viel falsch machen, aber von Lloyd bis zu Helly Hansen gibt es die abwechslungsreichsten Windjackenkreationen.

Der Nebeneffekt: kommen Sie in einen Hafen, so outen Sie sich damit als Segler und werden an Hafen-Orten sicher gleich ein wenig respektvoller behandelt. Aber zudem sehen diese Kleidungsstücke auch einfach gut aus. Und das ein oder andere davon lässt sich hervorragend in die Alltagsgarderobe integrieren. Sie müssen ja nicht gleich als der überzeugte Seebär auftreten, aber ein wenig Seeromantik würzt Ihr Outfit.

Es gibt nur ein scheinbar all zu maritimes Outfit, mit dem Sie sich ein wenig zurückhalten sollten. Da trägt manch einer zu seinen edlen Bootsschuhen in hellem Nubukleder weiße Hosen, weißes Hemd mit Manschettenknöpfen und dunkelblauen Navy-Blazer mit Goldknöpfen. Dazu einen dezenten Krawattenschal nebst passendem Einstecktuch, und womöglich noch eine Kapitänsmütze. Ein Look, der signalisiert: Ich komme gerade von meiner Yacht. Auf der Hafenpromenade von Nizza wirkt das unter Umständen passend. An deutschen Küsten werden sie damit schnell zur Witzfigur.