Stilsicher auch in Abendgarderobe

Nun haben Sie es also geschafft. Und eine Einladung für das Event des Jahrhunderts bekommen. Einen Abend lang dürfen Sie im Reich der Reichen und Schönen Champagner schlürfen, Walzer tanzen und sich mit Smalltalk vergnügen. Wenn nur der Dresscode nicht wäre...

„Black Tie“ steht auf dem Schriftstück. Und natürlich wissen Sie als alter Hase natürlich, dass Sie sich da in den Smoking zwängen sollten. Lieder fangen damit die Probleme erst an.

Zum Glück ziert tatsächlich eine dezente schwarze Smokingjacke mit seiden-glänzendem Schalkragen Ihren Kleiderschrank. Und vor ein paar Jahren haben Sie sich sogar mal die dazugehörige Hose mit dem schmalen Seidenstreifen auf der Seitennaht gegönnt. Nun gut, wenn nicht, kann Ihnen in jeder größeren Stadt ein Kostümverleih aus der Patsche helfen. Also sollte eigentlich nichts mehr schiefgehen können. Wohlgemerkt: eigentlich.

Denn nun geht es an die Wahl des passenden Hemds. Nun, haben Sie ein weißes Businesshemd im Schrank? Na ja, als Notbehelf wird es das vielleicht noch tun. Aber Stil geht anders. Es gehört nur zu dezenten Krawatten. Ein Smokinghemd hat mindestens Klappmanschetten und eine verdeckte Knopfleiste. Und auch wenn im Business-Dresscode die Regeln langsam lockerer geworden sind, kommen Sie nicht auf die Idee, Ihren Smoking mit einem Hemd in Hellblau oder dezentem Rosé aufpeppen zu wollen. Derartige Experimente sind zum Misserfolg verdammt. Also plündern Sie lieber Großvaters Archiv und tragen eines dieser eleganten Hemden mit Vatermörderkragen, Piquéebrust und einfacher Manschette mit den eleganten Knöpfen dazu, die Sie auf dem Speicher gefunden haben... Leider schon wieder falsch. Denn das gute Stück ist ein Frackhemd. Zum Smoking passt es einfach nicht. Ob hingegen ein Vatermörderkragen als solcher zum Smoking tragbar ist, darüber streiten sich die Gelehrten. Und das an der Brust mit Rüschen versehene Smokinghemd in Ecrú, dass die Traditionalisten so gerne vertreten, trägt sonst spätestens seit dem Ende der 70'er niemand mehr.

Manschettenknöpfe sind hingegen ebenso ein Muss wie ein effektvolles Einstecktuch. Am besten entscheiden Sie sich für ein Modell in weißer Seide. Sollten Sie ganz untraditionell auf farbige Fliege und Kummerbund setzen, darf das Tuch auch die gleiche Farbe haben.

Dazu die richtigen Schuhe. Auch hier brauchen Sie es natürlich nicht mit den Ultrakonservativen halten, die die lackierten Opernpumps mit hohem Absatz und Seidenschleife für das einzig angemessene halten. Ein gut polierter schwarzer Oxford tut es auch – oder ein einfacher Lack-Derby, wenn Sie etwas mehr glänzen wollen.

Leider ist die Kombinationsschlacht damit noch lange nicht zu Ende. Denn gerade nun werden die meisten Fehler gemacht. Sie müssen los, also werfen Sie sich noch schnell die Jacke über. Sie haben sogar daran gedacht, die schwarze und nicht die rote zu nehmen. Und dass darunter Ihr Jackett hervorschaut, wird ja wohl niemandem auffallen, oder? Doch! Das einzige angemessene Stück Wetterschutz ist hier ein schwarzer Mantel. Mit anderen dunklen Tönen kommen Sie auch noch durch, schließlich geben Sie das gute Stück ja ohnehin an der Garderobe ab.

Nun zur Armbanduhr. Keine Angst, zum Smoking dürfen Sie sie tragen. Nur bitte nicht mit braunem Lederband. Das wird Ihnen aber wahrscheinlich ohnehin nicht passieren, da Sie als stilbewusster Mann natürlich die Farbe Ihres Uhrenarmbandes und Ihrer Schuhe abstimmen. Nun nur noch der Versuchung widerstehen, allzu witzige Manschettenknöpfe anzulegen, und schon kann einem unterhaltsamen Abend eigentlich nichts mehr im Wege stehen.