Mords-Mode oder Geschichte des Krawattenmordes
Bob Rusk ist ein allgemein beliebter Mann. Freundlich, umgänglich und stets diszipliniert. Er hilft jedem und hat immer ein gutes Wort für jedermann auf den Lippen. Und doch: hinter der freundlichen Fassade versteckt sich ein Psychopath. Tagsüber arbeitet der Gute emsig auf einem Gemüsegroßmarkt, abends wird er zum Mörder und erdrosselt wehrlose Opfer mit seiner Krawatte. Zudem ist er ein Meister im Legen von falschen Spuren(, wenn er nicht gerade seine Krawattennadel bei einem Opfer verloren hat,) und lässt fast einen Unschuldigen für immer hinter Gitter wandern. Natürlich nur fast, denn am Ende siegt die Gerechtigkeit, und der heldenhafte Kommissar Oxford verhaftet Rusk mit den schicksalsschweren Worten: „Mr. Rusk, Sie haben Ihre Krawatte nicht um!“
Alfred Hitchcocks Meisterwerk „Frenzy“ von 1972 setzte einer ungewöhnlichen Mordwaffe ein Denkmal. Wenn man sich eine Methode überlegen wollte, wie denn ein Widersacher aus dem Weg zu räumen sei, so wird der Langbinder als Tatwerkzeug vermutlich relativ spät in den Sinn kommen. Und doch: so realitätsfern, wie man es dem Großmeister des gepflegten Horrorfilms hier zum Vorwurf machen könnte, ist das Thema nicht. Oder wie Hitchcock selbst es ausdrückte: „Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realität.“
2010 wurde in Frankfurt ein Techniker zu einer elfjährigen Haftstrafe verurteilt. Der 43-Jährige hatte fast zwei Jahrzehnte zuvor nach einem Streit einen Beamten aus Koblenz mit dessen Krawatte erwürgt. Zwar hatte er versucht, auf Notwehr zu plädieren, das Gericht nahm ihm dies aber nicht ab, zumal er sein Opfer anschließend ausraubte.
In Wien ereilte dieses Ende einen chinesischen Koch, in Düsseldorf erdrosselte ein geplagter Ehemann seine Gattin mit einer Krawatte, die zu allem Überfluss auch noch ein Geschenk seiner Schwiegermutter war. In Italien wurde ein 71-Jähriger Rentner zum Krawattenmörder: Paolo F. konnte nicht ertragen, dass seine Frau sich allzu laut Volksmusiksender im Fernsehen ansah.
Was macht die Krawatte so faszinierend für Übeltäter? Nun, technisch gesehen ist eine Krawatte natürlich nicht viel anderes als eine Schlinge. Und als solche kann man sie auch zuziehen. Viele tun dies offenbar zu eng, vor allem, um einen nicht mehr passenden Hemdkragen damit zu kaschieren.
Amerikanische Studien wollen gar festgestellt haben, dass der Augeninnendruck beim Tragen einer zu fest gebundenen Krawatte bereits nach drei Minuten um bis zu 20% ansteigen kann. Dies sei auf den Druck auf die Halsvenen zurückzuführen. Das Kammerwasser des Auges könne dann nicht mehr richtig abfließen. Zudem kann die enge Schlinge die Sauerstoffzufuhr zum Gehirn verringern. Ein Grund mehr, seine Krawatte besser an einem gut sitzenden Hemdkragen anliegen zu lassen, als sie als Schnürstrick zu missbrauchen.
Sicherheitsdienste setzten immer mehr auf spezielle Clipkrawatten. Diese schützen den Träger recht effektiv davor, mit seiner Krawatte erdrosselt zu werden. Denn setzt ein Übeltäter zum gezielten Griff an den Kragen an, hält er nur den Binder in der Hand.
Selbst die nicht gerade für Tiefgang bekannte Punkformation Dimple Minds (Zitat: „Alles was wir wollen, ist Fußball, Rock und Bier und geile Frauen!“) verewigten die Mordwaffe in ihrem Song „Krawattenmörder“. Dort ist es ein tief von den Frauen gedemütigter Mann, der schließlich zum Täter wird.
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