Männer und Schmuck
Warum die Krawatte nicht immer alles ist
Es gab Zeiten, da war alles so einfach. Da ging man(n) im dunklen Anzug aus dem Haus. Dazu noch eine konservativ gestreifte Krawatte aus feinster Seide, ein gestärktes weißes Hemd, geputzte Schuhe, dann konnte eigentlich schon nichts mehr passieren. Ansonsten noch die Armbanduhr, und sonst war maximal gerade noch der Ehering erlaubt, wenn er unauffällig genug war. Schlicht, unauffällig und professionell. Selbst traditionelle Erweiterungen wie Einstecktuch oder gar die berüchtigte Boutonniere wurden zeitweise schal angesehen. Lediglich die Gattin – stets als hübsch anzusehende Dekoration im Arm – durfte man mit Schmuck überhäufen.
Nun haben sich die Zeiten gewandelt. Wer beruflich nicht auf den Anzug angewiesen ist, wird zumeist sein Outfit etwas lockerer gestalten und damit eklatant der alten Regel zuwider handeln, niemals formelle Kleidung und Freizeitgarderobe zu mischen. Leider ist dies auch mit einem Verlust an jenen klaren Regeln verbunden, die noch vor wenigen Jahrzehnten absolut starre Orientierung boten.
Wer nach wie vor in Anzug und Krawatte aufläuft, hat es da noch vergleichsweise einfach. Zwar darf das Hemd auch schon mal eine andere Farbe haben als weiß oder hellblau, und auch bei Krawatten ist etwas Muster durchaus nicht ungern gesehen. Das Einstecktuch hingegen macht im Geschäftsleben meist keine sonderlich gute Figur, gerade weil es relativ elegant aussieht.
Doch in Bezug auf Schmuck gelten die alten Regeln fast unverändert. Die Armbanduhr sollte ruhig die eigene Persönlichkeit unterstreichen, aber wählen Sie dennoch ein dezentes Modell. Der Ehering ist ebenfalls unproblematisch. Ansonsten sind lediglich noch Manschettenknöpfe möglich. Mehr hingegen sollte nicht zu sehen sein. Armbänder, Halsketten, Anstecknadeln? Vergessen Sie es. Und auch wenn manch einer auf Krawattenklammern schwört, sind sie keineswegs besonders elegant. Nun, wenn die Krawatte ohne Jackett getragen wird, sind sie allerdings praktisch, vorausgesetzt, es handelt sich um ein eher schlichtes Modell.
Im eher konservativen Business Casual hingegen sind die Regeln schon gar nicht mehr so klar. Als Grundregel kann gelten: Professionalität geht vor. Und da es zumindest in unserem Kulturkreis keine Tradition gibt, seine Kompetenz und seinen Reichtum mit dicken Gold- oder Perlenketten zu unterstreichen, sollte man darauf auch tatsächlich verzichten.
Mit fast allem anderen kommen Sie durch. Aber: was auch immer Sie an Schmuck tragen, es wird auffallen. Eine schmale Halskette? Warum nicht, aber dezent. Und im Zweifelsfall lieber unter dem Hemdkragen. Manschettenknöpfe? Gerne, aber zu Jeans oder Khakis sind die schon wieder ein relativ starkes Modestatement. Armbänder? Schon kritisch.
Lediglich im Freizeitbereich können Sie sich etwas freier ausleben. Aber auch hier gilt: der Grat zwischen Stil und Angeberei ist schmal. Breite Goldketten über dem Kragen passten damals in den wilden 80'ern, als Sie noch im Ballonseidetrainingsanzug mit Ihrem ersten Opel Manta Ihre Freundin abholten. Wie? Das taten Sie schon damals nicht? Das will ich auch schwer hoffen. Nur lassen Sie bitte auch heute die goldenen Panzerplatten im Schrank oder noch besser gleich in der Auslage im Geschäft. Das gleiche gilt auch, wenn das Gold statt dessen an Ihrem Handgelenk glänzt. Überdimensionales Bling-Bling ist heute höchstens in Teilen der Hiphop-Szene noch tragbar.
Auch ansonsten lautet die Devise: nicht übertreiben. Das ist aber leichter denn je. Denn für modebewusste Männer gibt es heutzutage eine Vielzahl von verschiedenen Stilen. Es muss ja nicht immer Gold oder Silber sein. Halsketten oder Ringe aus Edelstahl oder Titan können durchaus spannend wirken. Wenn Ihnen das zu martialisch wirkt, versuchen Sie es mit Leder oder Holz. Nun gut, Finger weg von Dingen wie Hundehalsbändern oder Lederringen. Die wird manch einer vielleicht weniger mit Ihrem Stilgefühl, sondern Ihren sexuellen Vorlieben in Verbindung bringen. Aber sonst ist eigentlich alles erlaubt – und das ohne dass es unmännlich wirkt.
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