Krawatten und Politik gehören zusammen
Der französische Präsident François Hollande passt sicherlich nicht jedem ins Konzept. Dass Modelle wie die Anhebung des Spitzensteuersatzes (die Erhöhung auf 75(!) Prozent wurde vom Verfassungsgerichtshof gekippt)oder ein europäischer Wachstumspakt manchen den Schweiß auf die Stirn treiben, war abzusehen. Dass der 1954 geborene Politiker aber ausgerechnet durch ein modisches Detail in die Kritik geraten würde, konnte er sich sicherlich so nicht vorstellen. Hollande und die Krawatte - ein wohl nicht immer einfaches Kapitel. Und das nicht nur 2012 beim G8-gipfel in Camp David, als Hollande als einziger der anwesenden Regierungschefs überhaupt eine Krawatte trug.
Die unerbittlichen Medien haben mitgezählt: Bei 247 Auftritten in der Öffentlichkeit soll 144 mal seine Krawatte schief gesessen haben, meldeten Zeitungen. Angeblich liegt die Bilanz zum Zeitpunkt dieses Artikels nun bereits bei 215 zu 380. Vermeldet jedenfalls stolz die Webseite von - nein, nicht etwa François Hollande, sondern seiner Krawatte. Ein französischer Student soll das Portal 2012 entworfen haben, auf dem in aktuellen Bildern die neuesten Krawatten-Verrutscher zu bewundern sind. Bewertet mit einem Punktesystem nach jeweiligen Schiefheitsgrad.
Dabei ist die Auseinandersetzung um die Krawatte in der Politik fast eine Dauererscheinung. Es ist noch nicht lange her, da hielt eine Debatte wochenlang das spanische Parlament in Atem: Darf man im Parlament ohne Krawatte erscheinen? Mitten in der Blüte der Euro-Krise war dies ein Thema, dass die Titelseiten dominierte.Und das alles nur, weil Industrieminister Miguel Sebastián es wagte, auf den Binder zu verzichten, was wiederum den Parlamentspräsidenten José Bono zu recht drastischen Äußerungen verleitete und binnen Minuten das Parlament in erbitterte Fraktionen von Krawattenträgern und offenen Hemdkragen verwandelte.
Als Begründung musste dort der Klimaschutz herhalten: Ohne Krawatten könne man die Klimaanlage des hohen Hauses ja deutlich zurückfahren und so die Umweltbelastung senken. Was hier höchstens symbolischen Charakter gehabt hätte, wurde bereits 2005 von Japans damaligem Premier Junichiro Koizumi höchst offiziell als Maßnahme gepriesen, die im Kyoto-Protokoll festgelegten Klimaschutzziele zu erreichen. Im Land der Mitte, in dem aufgrund enger Raumverhältnisse der PKW-Verkehr für den CO²-Ausstoß nur eine untergeordnete Rolle spielt, wollte man die Klimaanlagen vor allem in öffentlichen Gebäuden nur noch in Ausnahmefällen laufen lassen. Durch den Wegfall von Krawatte und Anzug sei trotzdem ein komfortables Arbeiten möglich. Nun gut: ausgerechnet im kleidungstechnisch extrem konservativen Japan mit einer solchen Kampagne anzufangen, die, obwohl reichlich erfolglos, unter dem Schlagwort „Cool Biz“ Schlagzeilen machte, war vielleicht nicht ganz optimal. Für einen kleinen Denkanstoß war es hingegen in jedem Fall genug.
Hierzulande war man da pragmatischer. Und doch: Mit Sven-Christian Kindler und Andrej Hunko wurden 2011 gleich zwei Schriftführer des Deutschen Bundestages abgelöst, weil sie dieses Amt ohne Krawatte ausüben wollten. Schuld war eine umstrittene Richtlinie von Schriftführer-Obmann Jens Koeppen. Als Linken-Abgeordnete Agnes Alpers den Kollegen Hunko ablöste, trug sie demonstrativ Krawatte - natürlich politisch eindeutig eine rote.
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