Freizeithosen

Wie Casual ist Casual?

Gehören Sie zu dem Teil der Bevölkerung, der jeden Morgen im dunklen Anzug zur Arbeit geht? Gratulation! Dann müssen Sie sich zumindest die Arbeitswoche über keine übermäßigen Gedanken machen, wie Sie Ihre Berufskleidung kombinieren.

Ist hingegen eher lässiges Auftreten gefragt, so wird die Lage wesentlich komplizierter. Sieht man in Stilratgebern, Büchern oder dem Internet nach, so erfährt man recht schnell, dass in so einem Fall mit einem Poloshirt oder einem Button-Down-Hemd eigentlich nicht so ganz viel schiefgehen kann, was den Oberkörper anbelangt. Um die Frage der richtigen Beinbekleidung kümmern sich die meisten dieser Experten entweder nicht ausreichend, oder sie belassen es bei solch hilfreichen Ratschlägen wie "auf keinen Fall Jeans" oder ähnlichem. Das bringt uns nur leider der Antwort nicht näher: Was trägt Man(n) denn dann heute als Casual-Outfit unterhalb der Gürtellinie?

Die Antwort "auf keinen Fall Jeans" ist nicht mehr so eindeutig wie noch vor wenigen Jahren. Allerdings haben körpernahe Stonewashed-Modelle in Designerschnitten mit der klobigen Nietenhose vergangener Jahre auch nicht mehr viel zu tun. Dennoch haftet Jeans immer noch etwas Rebellisches an. Bei einem konservativen Arbeitgeber sollten Sie daher darauf verzichten. Und: auch schwarze oder dunkelbraune Farbe adelt eine Jeans nicht zur Stoffhose. Versuchen Sie es gar nicht erst.

Die immer wieder gerne getragenen Chinos sind eine hervorragende Ausweichmöglichkeit. Meist sind sie aus etwas leichterem Stoff, üblicherweise Baumwolle, geschnitten. In Anfangszeiten des Business Casual erkannte man am "Casual Friday" diejenigen, die sonst Anzug trugen, an ihrer charakteristischen Uniform: beigefarbene Chinos mit offenem weißen Hemd, braunem Gürtel und Loafern. Tragen Sie diese Hose bedenkenlos ins Büro.

Allein schon die Geschichte der Chinos ist ein Abenteuer: 1848 kam der britische General Harry Lumsden in Indien auf die Idee, die Hosen seiner Regimentsangehörigen mit einer Mischung aus Kaffee, Curry und diversen Pflanzenfarben einzufärben. Diese waren nämlich mit dem für andere Klimaverhältnisse gedachten Schneeweiß geradezu ein Schmutzmagnet. Begeistert nannten die Einheimischen den charakteristischen Farbton nebst entsprechender Hose "khaki", was soviel wie "erdfarben "bedeutet. Der Name Chinos entstand aus einem Missverständnis: Amerikanische Soldaten auf den Philippinen brauchten strapazierfähige Hosen. Diese wurden in England produziert und von dort aus nach China verkauft. Chinesische Händler wiederum exportierten sie auf die Philippinen, wo sie die Amerikaner kurzerhand "Chinos" tauften.

Weniger bürotauglich sind die ansonsten als Bestandteil der Freizeitgarderobe sehr praktischen Cargo-Hosen. Ihr Name lässt schon eine Herkunft aus der einfachen Arbeitshose vermuten. Diese Stoffhosen zeichnen sich nicht nur durch einen weiten Schnitt aus, sondern haben zudem noch aufgesetzte Taschen seitlich auf den Beinen. Die Optik ist ausgesprochen lässig, aber wenig professionell. Die vielen Taschen machen diese Hose jedoch zu einem perfekten Begleiter für die Freizeit. Nur: kombinieren Sie sie nicht mit Hemd und Krawatte. Alles, was festlicher als ein Freizeithemd ist, passt nicht zur Cargo-Hose.

Bei sonstigen Hosen können Sie eigentlich nicht viel verkehrt machen, vorausgesetzt, das Beinkleid passt. Vermeiden Sie aber Lederhosen. Diese passen durchaus zu verwegenen Bikern und alternden Rockstars, wirken ansonsten aber schnell lächerlich. Auch extreme Schnitte sollten Sie eher meiden. Baggy-Pants sehen schnell so aus, als litte ihr Träger an mittelstarkem Durchfall. Leggins waren schon in den 80'ern nicht cool, jedenfalls nicht für die Herren der Schöpfung.

Und, auch wenn manch einer inzwischen versucht, sich abends in der Disco über den Markennamen seiner Jogginghose zu profilieren: Jogginganzüge sind auch dann keine Ausgehbekleidung, wenn sie von einem Designerlabel stammen. Sie gehen ja schließlich auch nicht im maßgeschneiderten Seidenschlafanzug in die Oper.