Das Monogramm
Mehr als ein paar Buchstaben
Die scheinbar unnützesten und ungewöhnlichsten Erfindungen haben meist einen besonders praktischen Hintergrund. Dies trifft insbesondere auf modische Feinheiten zu.
Einst war das Waschen von Wäsche eine zeitraubende Angelegenheit. Das Wasser musste erhitzt werden, die Wäsche wurde stundenlang gebürstet. Kochwäsche wurde im großen Zuber gekocht. Eine notwendige Maßnahme, denn ein Vollwaschmittel, das den Vorgang vereinfacht hätte, kam nicht vor 1950 auf den Markt. Wen wundert es, dass, wer es sich leisten konnte, seine Wäsche auswärts waschen ließ. Wer es sich leisten konnte, das hieß zunächst der Adel, schließlich auch die immer wohlhabenderen Industriellenkreise. Wäschereien wuchsen nur so aus dem Boden. Die Wäsche wurde professionell gewaschen, getrocknet und gebügelt, ein Aufwand,den die meisten Menschen im Zeitalter der energiesparenden Trommelwaschmaschine nur noch für besonders empfindliche oder teure Kleidung wählen. In reicheren haushalten erledigte eine Wäscherin diese ungeliebten Arbeiten. Leider brachte diese Lösung jedoch ein massives Problem mit sich.
Hemden, Nachtwäsche oder gar Unterhosen, wie sollte man denn nun so genau erkennen, welche Wäsche denn nun zu welchem Auftraggeber gehört? Schließlich will ja jeder letztlich seine eigene Kleidung sauber zurückbekommen. Was lag näher, als ein dezentes Monogramm in den Stoff zu sticken? Schon ließen sich die Kleidungsstücke mühelos wiedererkennen.
Womit zu jener Zeit noch kaum zu rechnen war, war, dass sich aus dieser Vorsichtsmaßnahme ein Modetrend entwickeln würde. Zunächst begeisterte sich der Adel für die neue, unauffällige Kleiderzier. Nicht nur Monogramme stickte man, nein, man trug stolz sein Familienwappen an der Manschette. Gerne auch goldgestickt und so groß wie möglich.
Solcher Prunk war dem aufstrebenden Bürgertum natürlich fremd. Schlichte Eleganz war das Gebot der Stunde. Solches Understatement verbot all zu auffällige Buchstaben auf der Kleidung natürlich von selbst. Das Monogramm wurde nicht nur unauffällig, es bekam auch seinen angestammten Platz: ein paar Zentimeter oberhalb des Hosenbundes auf der linken Seite. Da das Hemd als Unterwäsche galt und von der Weste und der Krawatte verdeckt wurde, war es so nicht zu sehen.
Man könnte meinen, das Monogramm habe sich überlebt. Heutige Wäschereien ordnen auch so Kleidungsstücke zuverlässig ihrem Träger zu, und die meisten Menschen waschen ohnehin zuhause. Und doch: es erlebt eine überraschende Renaissance. Anbieter von Maßhemden bieten es an, ebenso die inzwischen aus dem Boden schießenden Hemden-Maßkonfektionäre im Internet. Worin liegt nun der Wert dieser Verzierung, wenn schon offenbar nicht im praktischen Nutzen?
Nun, ein Monogramm macht zunächst eines: es kennzeichnet ein Hemd als zu seinem Träger gehörig. Es sendet aber auch ein subtiles Signal: ich bin mir individuelle Kleidung wert. Das muss gar nicht immer eine Frage des Preises sein. Manche Stickereien verzieren auch das Hemd aus dem Discounter für ein paar Euro entsprechend. Das Hemd wird viel wertvoller für seinen Träger, und gleichzeitig wertlos für jeden anderen. Der Reiz liegt darin, sagen zu können: Meins! Denn mit einem fremden Monogramm möchte wohl kaum jemand herumlaufen.
Leider hat die Demokratisierung des Hemdenmonogramms auch dazu geführt, dass manche Anbieter Monogramme auf die Manschette, die Brusttasche (eigentlich sollte ein förmliches Hemd die ohnehin nicht haben) oder gar den Kragen sticken und dies manchmal gar in Kontrastfarbe! Meist steckt dahinter der Wunsch, zu zeigen ich kann mir maßkonfektionierte Hemden leisten.
Solche Angeberei ist dem wahren Gentleman natürlich fremd.Und deshalb gibt es, allen gegenteiligen Beteuerungen der Hersteller zum trotz, nur eine Position für ein Monogramm, das zudem Ton in Ton bzw. in Hemdenfarbe gehalten sein sollte. Wollen Sie ihre Initialen am Ärmel tragen, lassen sie sich lieber ein paar Manschettenknöpfe gravieren. Das wirkt stilvoller.
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